Planet oder Profit?

Ist es wirklich eine Entweder-Oder-Frage?

Vor einigen Jahren hätte die Antwort der Investoren und Unternehmen vermutlich mehrheitlich „ja“ gelautet. Doch nun sind die Karten neu gemischt.


Seit vielen Jahren führen wir Gespräche mit Investoren und Unternehmen verschiedener Größenklassen, versuchen sie zu überzeugen den Klimawandel in das Risiko-Management und die Planung ihrer langfristigen Unternehmensziele aufzunehmen. Dabei geht es nicht bloß um die – eh schon bekannten – Auswirkungen auf unsere Umwelt, sondern auch um finanzielle Folgen, wie beispielsweise die Einführung einer CO2 Steuer, die nicht ignoriert werden dürfen.
Langsam beginnen Akteure zu erkennen, dass Investitionen in Unternehmen ohne zielführende Klimapolitik langfristig nicht lukrativ sein werden und im Rahmen eines nachhaltigen Risiko-Managements neu bewertet werden müssen. Die Zahl jener, die sich mit der Thematik tatsächlich aktiv beschäftigten ist aber vergleichsweise immer noch gering. Unliebsam weiterhin die Tatsache, dass der Einfluss des Finanzmarktes hinsichtlich Finanzierung der Energiewende und Bekämpfung des Klimawandels in keinem Fall zu unterschätzen ist, werden hier doch zu einem großen Teil die Mittel bereitgestellt, um Projekte und Strategien zu finanzieren.

Bis heute müssen wir stets Argumenten entgegentreten, dass es sich bei nachhaltigen Investments bloß um „Good-Will-Aktionen“ (oder gar „Augenauswischerei“, wie es manche gern auch salopper ausdrücken) handle, bei denen man in den meisten Fällen Performance-Einbußen hinnehmen müsse. Wer immer noch glaubt, der Finanzmarkt ist bloßes wirtschaftliches Roulette und Hoffen aufs große Glück, der irrt. Der Finanz-Sektor ist, wie beinahe kein Anderer, getrieben von Performance, von Leistung und Output. Zwar - in den meisten Fällen - stabile und langfristige Performance, mit idealerweise überschaubaren Schwankungen (Volatilität), aber dennoch Performance.
Die Performance ebenjener Unternehmen und Portfolios, die eine klimabewusste Strategie verfolgen, widerspricht dem Argument der Performance-Einbußen ganz klar.

Aber was geschieht wirklich an den Märkten? Eine noch nie dagewesene Verkaufswelle an den internationalen Börsen zu Beginn der Covid-19 Pandemie löste eine Finanz-Krise aus, der eine, ihresgleichen suchende, Erholung folgte. Auch die durch den Ukraine Konflikt ausgelöste Energiekrise zeigt heute mehr denn je den Nutzen nachhaltig zu wirtschaften und eine Energiewende hin zu erneuerbaren Energien und klaren, transparenten Zielen, wie in der EU-Taxonomie teilweise schon verankert, anzustreben. Portfolios mit ausgewogener Nachhaltigkeitsstrategie bieten hier langfristig Alternativen. Auch hatte die weltweite Schließung der Grenzen im Zuge der Corona Pandemie geringere Auswirkungen auf Unternehmen mit kürzeren Lieferketten und lokaler Produktion. Fakten, welche ihrerseits in vielen Fällen weniger klimabelastend wirken und nachhaltige Ansätze stützen.

Es ist wohl noch zu früh, um zu belegen, ob es sich tatsächlich um eine Wende im Investmentverhalten handelt. Aber es ist heute mehr denn je notwendig, diesen Wandel zu stützen oder anzustreben.

In jedem Fall haben die Krisen gezeigt, wie stabil und resistent Investitionen mit stark nachhaltiger und klimabewusster Ausrichtung sein können.

Eine Neubewertung des Energie- aber auch des Versorgersektors findet bereits statt. Damit entsteht ein immer größer werdendes Bewusstsein, dass neben fundamentalen und wirtschaftlichen Kennzahlen auch die Abwägung von Klimarisiken den Investmentprozess bestimmen sollten.

Auch auf der regulatorischen Seite gibt es immer wieder Änderungen, welche den Finanzmarkt vor neue Aufgaben stellen, um für eine klimabewusste Zukunft und die Transformation gerüstet zu sein. Den Klimawandel nicht aktiv im Risiko Management zu berücksichtigen kann zu weitreichenden Problemen, Reputationsverlust bis zu Klagen führen.

Unternehmen, die erfolgreich Planet und Profit integrieren, gibt es bereits. Sie investieren in erneuerbare Energien, reduzieren ihren CO2-Fußabdruck, setzen auf fair gehandelte Produkte und fördern soziale Initiativen. Diese Beispiele zeigen, dass nachhaltiges Wirtschaften nicht nur ethisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist.

Es wird immer deutlicher, dass der ausschließliche Fokus auf Profiten langfristig nicht (wirtschaftlich) nachhaltig ist.

Es ist an der Zeit, dass Unternehmen ihre Verantwortung gegenüber dem Planeten und der Gesellschaft erkennen. Ein nachhaltiges Geschäftsmodell, das sowohl ökologische als auch soziale Aspekte berücksichtigt, ist nicht nur moralisch geboten, sondern auch entscheidend für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. Planet oder Profit? Die Zukunft gehört denen, die beides in Einklang bringen können.